Knard

Fantastische Geschichte mit professioneller Vorlesestimme
Die App ist wie ein Bilderbuch aufgebaut, in dem ihr durch Wischen die Seiten umblättern könnt; diese „rascheln“ dabei. Dabei ist die originelle, fantastische Geschichte wunderbar und nachvollziehbar erzählt. Es geht um den Waldgnom Knard, um Trolle, Ritter und Zauberer. Die Entwickler bedienen sich bekannter Märchenmerkmale, die es den Nutzenden ermöglicht, sich leicht mit den Märchenfiguren zu identifizieren. Damit ist es aus unserer Sicht gelungen, an literarische Erfahrungsräume von kleinen Kindern anzuknüpfen. Die Geschichte wird in Reimform erzählt, was förderlich für die phonologische Bewusstheit ist. Mit fünf spannenden Kapiteln ist der Umfang überschaubar, den Preis dafür finden wir angemessen. Die Vorlesestimme ist professionell, hat ein angenehmes Sprechtempo und hebt die Reimstruktur gut hervor. Am Kapitelanfang wird der Text geschrieben und gleichzeitig vorgelesen, nur ist der Vorleser an dieser Stelle leider schneller als die sich entwickelnde Schrift. Grundsätzlich könnt ihr den Text zum Mitlesen ein- und ausblenden. So können sich eure Kinder entweder auf das Selbstlesen konzentrieren oder sich auf das Vorlesen fokussieren. Allerdings finden wir, dass der Text unten am Rand etwas untergeht und die gewählte Schriftart nicht optimal für Leseanfängerinnen und -anfänger gewählt ist. Durch die differenzierten Audioeinstellungen könnt ihr bestimmen, worauf ihr den Fokus legen möchtet, z. B. lassen sich Musik, Erzähler und Soundeffekte einzeln steuern. Leider hat das bei uns nicht auf allen Geräten funktioniert. Wenn es auf eurem Gerät klappt, könnt ihr die Liebe zum Detail in dieser App wahrnehmen, wenn ihr bspw. die Lautstärke der Erzählerstimme nach unten reguliert und dann ein kleines Räuspern hört.

Märchenhafte Ästhetik und sinnvoll eingesetzte Animationen
Knard erzählt nicht nur eine liebenswerte und stimmige Geschichte, sondern strahlt für unser Empfinden auch durch die handgezeichneten Bilder eine märchenhafte Ästhetik aus. Beides unterstützt Kinder in besonderem Maße bei der grundlegenden Auseinandersetzung mit der Geschichte. Die Animationen sind sparsam eingesetzt, dabei beleben sie die einzelnen Szenen und stützen die Erzählstruktur sinnvoll; einige von ihnen sind rein atmosphärischer Natur. An den entsprechenden Stellen blinken unaufdringlich helle Kreise, so können eure Kinder die Animationen selbst auslösen. Diese motivieren zum Dranbleiben, ohne vom Inhalt abzulenken. So werden z. B. Tag- und Nachtzyklen oder im Text erläuterte Bewegungsmuster der Figuren deutlich gemacht.

Vielfältige Einsatzbereiche und Praxistipps
Öffnet ihr die App zum ersten Mal, findet ihr eine kurze, verständliche Bedienungsanleitung.
Dank der übersichtlichen und einfachen Navigation können sich auch jüngere Kinder problemlos durch die App bewegen und z. B. Hotspots antippen oder das Menü aufrufen. Dabei sollte die Bewegungsrichtung sehr deutlich sein; uns ist es manchmal passiert, dass wir versehentlich geblättert haben, obwohl wir nur das Menü aufrufen wollten.
Knard eignet sich aus unserer Sicht besonders für die Anbahnung literarischer Verstehensprozesse, für die Auseinandersetzung mit dem Aufbau von Geschichten, literarischen Figuren und Handlungsmotivationen. Mit der App könnt ihr auch die Leseflüssigkeit eurer Kinder zu Hause oder in der Schule fördern. Ob gemeinsame Vorleserunden im Kindergarten oder in den ersten beiden Klassenstufen, ob digitales Bilderbuchkino, Individualförderung zum Leseverstehen oder literarischen Verstehen, abendliches Vorlesen zu Hause oder Einzelbeschäftigung mit einer inhaltlich wie gestalterisch tollen Märchenwelt – letztlich könnt ihr Knard in allen möglichen Kontexten einsetzen. Wie häufig bei Märchen mag auch diese Geschichte auf kleine Kinder etwas schauerlich wirken. Aber ihr kennt eure Kinder am besten, sodass ihr einschätzen könnt, ob sie mit der Geschichte, und durch euch begleitet, gut zurechtkommen. Beim (Vor-)Lesen könnt ihr auch besonders auf die Gesichtsausdrücke der skizzierten Figuren achten, denn diese wandeln sich situationsgerecht in der Geschichte und bieten Anknüpfungspunkte, um z. B. über Gefühle zu sprechen.