Als die Tiere in den Wald zogen

Märchen verlangen so einiges! Von ihren Heldinnen und Helden - und von denjenigen, die sie lesen, erzählen und über sie sprechen. Schicksalsschläge, existenzielle Bedrohung, schier unerträgliche Verluste und unmöglich erscheinende Aufgaben: Dem stellen sich schließlich nicht nur arme Müllerburschen, das tapfere Schneiderlein, die Gänsehirtin oder die Bremer Stadtmusikanten, sondern auch diejenigen, die ihren Abenteuern beim Lesen und Zuhören folgen.

Das Aufgreifen herausfordernder Entwicklungs- und Lebensaufgaben und die Bewältigung dieser Aufgaben, die häufig ausgerechnet den vermeintlich Schwächsten gelingen, können - verpackt in eine spannende, emotionale und fantastische Handlung - Kinder bestärken. Sie identifizieren sich mit den Heldinnen und Helden, die mutig und unerschütterlich ihren Weg gehen und häufig durch Wesen mit wunderbaren Fähigkeiten unterstützt werden. Gerade Kinder verknüpfen - in der Phase des "Magischen Denkens" - problemlos die reale Welt mit der der Märchen und beziehen sie auf eigene Ängste, Wünsche oder Pläne. "Kinder brauchen Märchen!" Beim Vorlesen, beim freien (Nach)erzählen und vor allem: im Gespräch!

Das Inhaltsverzeichnis eröffnet spannende und besondere Pfade durch die Märchenwelt: Alle Kapitel beginnen mit "Glück ist ...". Und weil das eben für jedes Kind (und jeden Erwachsenen) etwas anderes bedeuten kann, geht es z. B. weiter mit "... klein und pfiffig zu sein!", "... nicht stets an den eigenen Vorteil zu denken!" oder "... den eigenen Weg zu gehen!" Darunter findet man dann Bekanntes wie "Frau Holle" oder "Die sieben Raben", aber auch spannende neue Entdeckungen wie "Die Mammadráa" oder "Der Knabe Bebele". Jedem Märchen werden Angaben zur kindlichen Erlebensweise vorangestellt und eine Deutung in Bezug auf die thematisierte Entwicklungsaufgabe sowie eine mögliche Interpretation angefügt.

Welches Märchen welchem Kind in welchem Alter angeboten werden kann, sollte jedoch individuell entschieden werden. Das passende (Vor)lesealter und Thema findet man am besten heraus, wenn man Märchen und märchenhafte Geschichten immer mal wieder anbietet - und sich Zeit dafür nimmt.