Rund 3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland können nicht richtig lesen. Die Konsequenzen sind gravierend: Oft haben die Betroffenen Probleme dem Unterricht zu folgen, sind in ihrer Berufswahl stark eingeschränkt und geben ihre Leseschwierigkeiten häufig an die nächste Generation weiter. Der Lockdown mit Kita- und Schulschließungen führt dazu, dass sich die Bildungsschere weiter öffnet: zwischen Kindern, die gut lesen können, und jenen, denen es schwerfällt. Daher ruft die Stiftung Lesen die Parteien in Deutschland dazu auf, die Leseförderung und Bildung junger Menschen zu einem wesentlichen Teil ihrer politischen Arbeit zu machen – im Bundestagswahlkampf, aber auch nach der Regierungsbildung. Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, erklärt: „Es ist höchste Zeit, das Bildungsversprechen an unsere Kinder und Jugendlichen einzulösen. Das (Vor-)Lesen spielt dabei eine zentrale Rolle, denn Bildung fängt mit Lesen an. Nur wenn wir die Leseförderung jetzt nachhaltig verbessern, können wir jedem Mädchen und Jungen Bildungschancen ermöglichen.“
Die zentralen Forderungen:
Öffentliches Bewusstsein schaffen
Mit Hilfe bundesweiter Initiativen müssen wir die breite Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass gute Lese- und Sprachkompetenzen die Voraussetzung für Bildung, Integration und gesellschaftliche Teilhabe sind.
Leseförderung im Alltag verankern
Vorlesen und Lesen müssen alltäglich für Kinder und Jugendlichen sein – von Anfang an und entlang der gesamten Bildungsbiographie. Damit das gelingt, brauchen wir das Engagement all jener, die junge Menschen beim Vorlesen und Lesenlernen begleiten: Familien, Kitas, Grund- und weiterführende Schulen.
Langfristige Angebote entwickeln
Mangelnde Lese- und Sprachkompetenz ist ein nachwachsendes Problem. Wir brauchen langfristige und nachhaltige Angebote, um auch kommende Generationen zu unterstützen.
Leseförderung als Basis von Medienbildung verstehen
Kinder, die gut lesen können, sind in der Lage, analoge und digitale Medien selbstbestimmt zu nutzen. Daher müssen wir das Lesen als Grundlage und integralen Bestandteil eines souveränen Medienumgangs verstehen und fördern.
Leseförderung als politische Querschnittsaufgabe institutionalisieren
Lese- und Sprachförderung müssen stärker in den Fokus der politischen Bildungsressorts rücken. Doch auch andere Ressorts müssen das Lesen berücksichtigen – vor allem jene, die für Familien, Kinder, Soziales, Integration, Arbeit, Gesundheit und Kultur zuständig sind.