Pressemeldung – Auch in diesem Jahr dürfen sich zum 21. Bundesweiten Vorlesetag am 15. November wieder 500.000 Kita-Kinder über eine Lesemaus-Sonderausgabe freuen: Die Stiftung Lesen, der Carlsen Verlag mit “Carlsen in der Kita” und die Smalland Kinderbuchausstellungen stellen dank der finanziellen Unterstützung der Teilnehmenden der Deutschen Postcode Lotterie bereits zum dritten Mal eine kostenfreie Sonderausgabe für Kinder ab drei Jahren zur Verfügung. Warum das für die Leseförderung in Deutschland wichtig ist und welche Rolle freiwillig Engagierte dabei spielen, beantworten Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen und Friederike Behrends, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Postcode Lotterie im Interview.
Für den Bundesweiten Vorlesetag am 15 November werden übrigens noch freiwillige Vorleserinnen und Vorleser gesucht. Unter dem Jahresmotto „Vorlesen schafft Zukunft“ machen mehr als eine Million Teilnehmende auf die zentrale Bedeutung des Vorlesens für Kinder und die Gesellschaft aufmerksam. Und Spaß macht es noch obendrein.
Herr Dr. Maas, Frau Behrends, welche Bedeutung hat freiwilliges Engagement für unsere Gesellschaft?
Friederike Behrends: In Zeiten wachsender gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Herausforderungen spielen bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement eine entscheidende Rolle. Es gibt unglaublich viele Menschen, die sich für andere einsetzen und damit unzählige positive Geschichten schreiben. Aufgabe ist, dieses Engagement mit noch mehr Sichtbarkeit zu stärken und wertzuschätzen, damit auch andere sich ein Vorbild daran nehmen können. Denn eines ist klar: Sie sind diejenigen, die als Vorbilder vorangehen und damit Orientierung bieten. Ganz nebenbei macht es doch auch unglaublich viel Freude, sich sinnstiftend für und mit anderen einzusetzen.
Dr. Jörg. F. Maas: In Deutschland ist der Bildungserwerb noch immer viel zu stark an die Voraussetzungen in den Familien geknüpft. Wenn die Eltern nicht unterstützen können oder wollen, haben es die Kinder so viel schwieriger beim Start in ihre schulische Laufbahn – und das hat Konsequenzen für das ganze Leben. Das wollen wir ändern. Freiwillig Engagierte eröffnen genau hier Chancen für Kinder, die nicht mit optimalen Voraussetzungen starten und sind Vorbilder auf vielen verschiedenen Ebenen. Mit ihrem Engagement sorgen sie dafür, dass echte Chancengleichheit nicht nur ein Traum bleibt, sondern Realität werden kann.
Warum sollten sich Menschen, die gerne freiwillig aktiv werden wollen, für das Vorlesen entscheiden?
Dr. Jörg F. Maas: Lesen ist nicht nur ein niedliches Hobby, sondern die Voraussetzung für alles: Erfolg in der Schule und im Beruf, es trainiert die Kreativität, weitet den Horizont und macht neugierig auf neue Welten. Und Vorlesen ist der Schlüssel zum eignen Leseerwerb. Aber auch freiwillig Engagierte können dabei ganz viel für sich selber ziehen: Vorlesen ist schließlich keine Einbahnstraße, sondern eröffnet die Möglichkeit für Austausch und Gespräche. Ob langfristiges Engagement oder erst einmal ausprobieren, allein oder zu zweit: Ein Vorlese-Engagement ist vielseitig, regional und richtet sich nach dem eigenen Terminkalender.
Friederike Behrends: Wir freuen uns darüber, dass wir dank der Teilnehmenden unserer Soziallotterie seit 2016 fast 6.000 soziale und grüne Projekte und zahlreiche wirkungsvolle Organisationen in ganz Deutschland unterstützen können. Dazu gehört auch die Stiftung Lesen und euer so wichtiges Engagement. Kindern vorzulesen ist viel mehr als nur das reine Erzählen einer Geschichte – Vorlesen schafft Nähe, es fördert bei Kindern die Konzentration, es vergrößert ihren Wortschatz und es macht fit für die Schule. Vorleseerfahrungen in der Kindheit prägen das eigene Vorleseverhalten. Daher war für uns z.B. klar, dass wir die Lesemaus-Sonderausgabe erneut fördern. Und auch weitere Projekte unterstützen wir.
Dank Ihrer Unterstützung erhalten auch in diesem Jahr wieder 500.000 Kita Kinder ein Exemplar der Lesemaus. Was bewirken diese Buchgeschenke?
Friederike Behrends: Das Vorlesen und die damit verbundenen Geschichten regen die Fantasie der Kinder und auch der Erwachsenen an. Sie funktionieren als Bindeglied zwischen Generationen und sie schaffen Nähe. Beim Vorlesen geht es ja nicht nur darum, dass Kinder stillsitzen und zuhören. Es schafft eine emotionale Verbindung zwischen Vorlesenden und Zuhörer*innen. Und im besten Fall einen Austausch über das Gelesene, was sich wiederum positiv auf Wortschatz und Sprach- sowie Schreibverhalten auswirkt. Und durch die kostenlose Abgabe an Kitas in vielen Sprachen können mehr Kinder erreicht werden.
Dr. Jörg F. Maas: Aus den Ergebnissen des Vorlesemonitors wissen wir, dass es in jedem zweiten Haushalt maximal 10 Kinderbücher gibt. Gleichzeitig wissen wir auch, dass das Vorhandensein von Lesematerial zum Vorlesen anregt und die gemeinsame Lesezeit erhöht. Natürlich auch, weil die Kinder das einfordern. Buchgeschenke wie die Lesemaus, die im Kindergarten eingeführt und dann an die Kinder verschenkt wird, schaffen also die Verbindung zwischen Kita und Familie und regen so zum Nachahmen an. Eine positive Erfahrung in der Kita führt dann hoffentlich zu mehr Lesezeit zuhause. Und wenn es dann im besten Fall in der Kita noch ein Ausleihsystem für weitere Kinderbücher gibt, steigt die Vorlesezeit für alle.
Stiftung Lesen und die Deutsche Postcode Lotterie arbeiten in verschiedenen Projekten zusammen. Was zeichnet diese Partnerschaft aus?
Dr. Jörg F. Maas: Leseförderung wird oft zu kurz gedacht und hauptsächlich in den klassischen Bildungseinrichtungen verortet. Dabei betrifft das Thema viele Bereiche. Wir sind dankbar für so tolle Partner wie die Deutsche Postcode Lotterie, die uns nicht nur finanziell zur Seite steht, sondern auch immer bereit ist, für starke Netzwerke zu sorgen.
Friederike Behrends: Stiftung Lesen und wir hatten von Beginn an einen vertrauensvollen Austausch. Das ist für uns als Deutsche Postcode Lotterie sehr wichtig, weil mein Team und ich unseren Partnern partnerschaftlich begegnen wollen. Wir glauben daran, dass dieser Ansatz der Produktivität und dem Austausch bei Projekten zugutekommt und sich der Impact für eine bessere, chancengerechtere und damit sozialere Welt vergrößert. Für beide Seiten ist das eine absolut gewinnbringende Situation.