Im Kita-Alltag sind pädagogische Fachkräfte darauf angewiesen, dass Aushänge und Briefe von den Eltern verstanden und Formulare ausgefüllt werden. Dies kann man bei Eltern, die nicht gut lesen und schreiben können, nicht voraussetzen. Infolge dessen kommt es zu Missverständnissen, Kita-Fachkräfte müssen Sachverhalte mündlich erläutern und das kostet Zeit. Die Auswirkungen geringer Literalität der Eltern auf die Kinder erschweren die tägliche Arbeit. Rund 6,2 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter haben laut LEO-Studie 2018 Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben.
Ansprache, Konfliktmanagement und Lernangebote
Mit dem Projekt „eltern lesen lernen“ befähigen die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen und die Stiftung Lesen Kitafachkräfte, Eltern mit Lese- und Schreibschwierigkeiten zu erkennen und anzusprechen. Hessenweit bieten sie 2020 und 2021 gemeinsam Schulungen an mehreren Orten an, in denen die Fachkräfte für die Thematik der geringen Literalität sensibilisiert werden. Die Teilnehmenden werden über Grundbildungsangebote vor Ort informiert, an welche sie betroffene Eltern verweisen können und erfahren zudem, wie sie mit Ablehnung umgehen können. Auftakt war heute eine Schulung in Korbach, an der Fachkräfte aus den Kitas der Stadt Korbach und des Lebenshilfe-Werks Kreis Waldeck-Frankenberg e.V. teilgenommen haben.
„Seit Jahren setzen sich die Sparkassen in Hessen für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ein. Leseförderung für Kindergarten- und Grundschulkinder ist dabei ein Schwerpunkt. Da gerade das Vorlesen ein wichtiger Baustein für die spätere Lesekompetenz ist, ist es unerlässlich, Eltern zu befähigen, dass sie Kindern vorlesen können. ‚Eltern lesen lernen‘ sensibilisiert Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten dafür, gering literalisierte Eltern an Programme heranzuführen, damit sie das Lesen erlernen und ihre Kinder auf ihrem eigenen Weg unterstützen können“, sagt Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident der Sparkassen Finanzgruppe Hessen-Thüringen.
„Dass das neue Schulungsangebot der Stiftung Lesen hier bei uns in Korbach startet,“ begrüßt Sonja Klein, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Waldeck-Frankenberg sehr. „Auch im ländlich geprägten Raum ist geringe Literalität ein Thema und nur wer richtig schreiben und lesen kann, kann später auch seine Kinder bestmöglich unterstützen.“
“Wir freuen uns, mit dem Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen einen starken Partner an der Seite zu haben, der mit uns gemeinsam Kita-Fachkräften Werkzeuge für die Leseförderung an die Hand gibt, um den Alltag für Kinder, Eltern und Fachpersonal besser zu gestalten und den Kindern bessere Zukunftschancen zu ermöglichen“, ergänzt Sabine Uehlein, Programmgeschäftsführerin der Stiftung Lesen.
Projektentwicklung: Erfolgreicher Pilot
“eltern lesen lernen“ wurde erstmals in Mannheim durchgeführt und erprobt. Die Evaluation des Pilotprojekts zeigt, dass knapp zwei Drittel der Mitarbeitenden gering literalisierte Eltern in ihrer Kita kennen bzw. vermuten und finden, dass die Sensibilisierung von Erzieherinnen/Erziehern im Umgang mit Analphabetismus (deutlich) verstärkt werden sollte. „eltern lesen lernen“ entstand als eines von drei Pilotprojekten im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts REACH. Das Vorhaben wird im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.
Mehr Informationen zum Projekt: www.elternlesenlernen.de