Pressemeldung – DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung haben in Berlin die Ergebnisse ihrer Bildungsstudie „Vorlesemonitor“ vorgestellt. Die zentralen Erkenntnisse: Es besteht massiver Handlungsbedarf, da mehr als ein Drittel der Eltern ihren Kindern nur selten oder gar nicht vorliest. Durch Buchgeschenke sowie Ausleihmöglichkeiten ist die Chance jedoch höher, dass Kindern in Familien vorgelesen wird. Außerdem kann Vorlesen „vererbt“ werden: Kinder, die heute Vorlesen erleben, geben diese Erfahrungen morgen selbst aktiv weiter.
Seit 2004 rufen die Wochenzeitung DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung zum Bundesweiten Vorlesetag auf. Seit 2007 flankiert der Vorlesemonitor als etablierte Bildungsstudie den Aktionstag aus Forschungssicht. 833 Eltern wurden daher auch in diesem Jahr zu ihrem Vorleseverhalten befragt – die Ergebnisse wurden nun in Berlin vorgestellt.
Vorlesen fördern durch Präsenz von Vorlesemedien in den Familien
Der Vorlesemonitor hat auch in diesem Jahr Faktoren untersucht, die Vorlesen begünstigen können. Ein zentrales Ergebnis: Neben den Eltern selbst können auch Impulse von außen einen Unterschied machen. Durch Buchgeschenke von verschiedenen Seiten halten Bücher Einzug in Familien und machen es wahrscheinlicher, dass dort regelmäßiger vorgelesen wird.
Darüber freut sich auch Jürgen Kornmann, Leiter Marketing & PR der Deutschen Bahn und Beauftragter Leseförderung der Deutsche Bahn Stiftung: „Egal von wem und wo: Bücher können in Familien die Lust auf Vorlesen wecken. Kleine Aufmerksamkeiten in Form von Büchern – egal ob innerhalb der Familie oder seitens Arbeitgeber*innen, ärztlichen Praxen oder beim Einkauf – können also einen Unterschied machen! Genauso können Ausleihmöglichkeiten in Schule und Kita das Lesen befeuern – hier gibt es noch viel ungenutztes Potential, das wir alle nutzen sollten!“
Vorlesen fördern durch Stärkung der Kinder
Auch zeigt die Erhebung in diesem Jahr, dass Kinder oft selbst das Vorlesen einfordern, vor allem in Familien, in denen Eltern noch selten vorlesen und entsprechende Rituale fehlen. Das fordert vor allem diejenigen, die Kinder außerhalb der Familien betreuen und begleiten. Denn sie können Vorlesen erlebbar machen und Kinder ermutigen, das Vorlesen auch zu Hause einzufordern. Auch alle, die direkten Kontakt zu Eltern haben, können dazu animieren und Hilfestellungen geben.
Sandra Kreft, Mitglied der Geschäftsleitung der ZEIT Verlagsgruppe, fordert daher eindrücklich: „Wir brauchen noch mehr Vorleseanlässe, besondere und wiederkehrende Vorleseevents in (Grund-) Schulen, in Büchereien und an vielen weiteren Orten. Hier wird Vorlesen zum Erlebnis und die Kinder werden diese positiven Erfahrungen mit in ihre Familien nehmen.“ Aktionstage wie der Bundesweite Vorlesetag und das Engagement vieler freiwilliger Vorlesenden seien daher ideal, allen zu zeigen, wie großartig Vorlesen ist. Kinder, die das erleben, können so zum Vorlesen in ihren Familien „anstiften“.
Vorlesen fördern in die nächste Generation hinein
„Vorlesen ist über Generationen hinweg bedeutsam und verbindet die Lebenswelten von Eltern, Kindern und perspektivisch deren Kinder – häufig, auch wenn Eltern eine formal geringe Bildung haben. Kindern, denen heute vorgelesen wird, sind die Vorlesenden von morgen! So prägt das Vorlesen nicht nur Individuen, sondern auch die Gesellschaft – heute und in Zukunft!” fasst Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, ein weiteres zentrales Ergebnis des Vorlesemonitors 2023 zusammen.
Das „Vererben“ von Vorlesen sei ein ermutigender Befund, so Maas. „Nach wie vor müssen wir aber noch viel machen und dürfen uns auf diesen Lichtblicken nicht ausruhen! Flächendeckende Allianzen und gesellschaftlicher Wandel sind weiterhin das Ziel! Wir brauchen eine Gesamtstrategie für Lesen und Bildung in Deutschland!“
Mit vereinten Kräften fördern
Auch in diesem Jahr unterstützt Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Lesen, die Präsentation des Vorlesemonitors. Er betont: „Bildung fängt mit Vorlesen an. In
36 Prozent der Familien erhalten Kinder wenige oder gar keine Impulse durch Vorlesen. Das ist eine alarmierend hohe Zahl. Denn Kinder, denen nicht vorgelesen wird, lernen sehr viel schwerer selber lesen. Das wirkt sich negativ auf ihre Chancen und den gesamten Lebensweg aus. Vorlesen ist ein Fundament für ein selbstbestimmtes, freies Leben. Damit alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland sicher lesen lernen, müssen wir die Sprach- und Lesekompetenz von klein auf fördern.“
Präsentation des Vorlesemonitors 2023
Die Ergebnisse des Vorlesemonitors wurden am 11. Oktober 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin von Prof. Dr. Simone C. Ehmig, Leiterin Institut für Lese- und Medienforschung Stiftung Lesen, präsentiert. Außerdem diskutierten mit: Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Lesen, Sandra Kreft, Mitglied der Geschäftsleitung der ZEIT Verlagsgruppe, Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer Stiftung Lesen sowie Jürgen Kornmann, Leiter Marketing & PR Deutsche Bahn und Beauftragter Leseförderung Deutsche Bahn Stiftung.
Die Ergebnisse des Vorlesemonitors sowie der letztjährigen Studien finden Sie unter: www.stiftunglesen.de/vorlesemonitor
Hier können Sie sich die PM als PDF herunterladen.