Wissenschaft ist weiblich

Er steckt in den „Brillen“, mit denen man Wirklichkeit sieht, subtil oder sichtbar: Eine Menge wissenschaftlicher Disziplinen haben seit ihrer Erfindung Sexismus als gemeinsames Problem. Zeit damit – humoristisch und wissenschaftlich wasserdicht – gründlich aufzuräumen. Los geht’s ganz am Anfang, in der Urzeit: Bestimmt hatten die Forscher vor den 1950ern beste Absichten und echte Neugierde. Was ihre Erkenntnisse aber vereinte, erinnerte leider allzu deutlich an die geschlechtsspezifische, patriarchale Rollenverteilung ihrer eigenen Zeit. Überblende ins Tierreich: Alpha-Wölfe, das sind doch die Männchen, die aggressiver und stärker sind als alle anderen, richtig? Weit gefehlt: Familienchefs und -chefinnen im Rudel werden eher die, die am sozialsten und gelassensten sind. Zurück im Hier und jetzt, Fokus Gesellschaft: Unfair verteilte Anerkennung in der Wissenschaft, politische wie auch wirtschaftliche Macht und Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen gibt es nach wie vor – einzig legitimiert durch sich widersprechende Erzählungen von Geschlechterrollen in Relation zu Charakter, Wünschen, Bedürfnissen und Neigungen. Auf den Prüfstand damit!

Lucia Sillig reicht es: Sie holt in 24 Essays gemeinsam mit Soziolog*innen, Biolog*innen, Demograf*innen und Anthropolog*innen zum Rundumschlag aus gegen sexistische Vorurteile und Biases, die in vielen Zweigen der Wissenschaften vorherrsch(t)en. Allgegenwärtig und informativ sind dabei ihre humorvollen Illustrationen. Das macht Teenagern mit Faible für einen Perspektivwechsel Laune auf Mitmachen; zum Beispiel beim nächsten Besuch im Naturkundemuseum: Aus wessen Sicht werden hier Evolution und Kulturgeschichte beschrieben? Oder im Biologieunterricht: Was ist überhaupt geschlechtsspezifisches Verhalten? Und, je nach Antwort: Macht sich da etwa im Lehrbuch die „gute alte“ sexistische Ideengeschichte breit?