Bericht der Stiftung Lesen für das Jahr 2022.
Liebe Leserinnen und Leser,
gern würden wir Ihnen in unserem Vorwort von unseren Erfolgen erzählen. Von den tollen Projekten, die wir gemeinsam mit Ihnen 2022 angestoßen und umgesetzt haben. Von den Impulsen, die wir Eltern, Kitafach- und Lehrkräften gegeben haben und den vielen positiven Rückmeldungen, die wir von unterschiedlichen Seiten erhalten haben. Denn genau darauf können wir 2022 stolz sein – und doch können wir in Anbetracht der aktuellen Ergebnisse zahlreicher Bildungsstudien nicht zufrieden sein. Vier von zehn Kindern können in Deutschland nach der Grundschule nicht richtig lesen. Vier! Wir können diese Zahl nicht oft genug wiederholen, denn sie ist dramatisch und in einem Land wie Deutschland kaum zu begreifen. Einem Land, das auf top ausgebildete Fachkräfte angewiesen ist. Ein Land, das – so scheint es zumindest – es mit einem resignierten Achselzucken hinnimmt, wenn eine ganze Generation von unserem Bildungswesen systematisch benachteiligt wird.
Aber die Bildung brennt in Deutschland. Und Feuer gehen leider nicht aus, auch wenn wir müde sind. Dazu sind es längst keine kleinen Brände mehr, die mit ein paar Anpassungen hier und dort gelöscht werden können. Wir haben es mit Flächenbrand zu tun – und das ist leider nicht einmal mehr Polemik. Wir brauchen eine Kehrtwende. Wir brauchen politischen Willen. Wir brauchen Menschen, die für diejenigen aufstehen, die es selbst (noch) nicht können! Der PISA-Schock 2000 hat doch gezeigt, dass wir es können, wenn wir wirklich wollen. Wir müssen raus aus der Lethargie und rein ins Handeln. Darum rufen wir Sie alle auf, sich zu fragen: Was kann ich tun, um die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen positiv zu beeinflussen? Wie kann ich in meiner Position Änderung hervorrufen? Und sobald Sie eine Antwort gefunden haben: Handeln Sie. Gern mit uns gemeinsam! Denn der Erwerb von Lesekompetenz darf kein Versprechen für Kinder der Eliten sein. Es muss ein Versprechen an alle Kinder sein.
Packen wir es an!
Vorstand und Geschäftsführung der Stiftung Lesen
Dr. Gerd Landsberg (Vorstandsvorsitzender), Deutscher Städte- und Gemeindebund, Thomas Rathnow (stellv. Vorstandsvorsitzender), Penguin Random House Verlagsgruppe, Kristin Alheit, PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Hamburg, Udo Beckmann, Verband Bildung und Erziehung, VBE, Dr. Richard Lutz, Deutsche Bahn AG/Deutsche Bahn Stiftung gGmbH, Dr. Thomas Ogilvie, Deutsche Post DHL Group, Stephan Scherzer, Medienverband der freien Presse MVFP, Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband e.V. (ab 1.5.2023 Dr. Holger Krimmer), Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme der Stiftung Lesen, Andrea Bartl, Kaufmännische Geschäftsführerin der Stiftung Lesen
„Lesen bildet und ist eine grundlegende Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben im Alltag, im Beruf, aber auch, um sich über Fragen von Gesellschaft und Politik gut informieren, sich eine Meinung bilden und die eigene Meinung vertreten zu können. Und vor allem: Lesen ist eine Quelle der Freude, die es ermöglicht, neue Perspektiven kennenzulernen und neue Welten entdecken zu können.”— Dr. Frank-Walter Steinmeier (aus dem Schreiben des Bundespräsidenten zur Übernahme der Schirmherrschaft über die Stiftung Lesen vom 17. April 2017)
Hier finden Sie eine Übersicht weiterer Projekte, Initiativen und Angebote, die unserer Vision "Alle Menschen können lesen" folgen und die wir im Jahr 2022 durchgeführt haben.
Auch im Jahr 2022 konnten wir neue prominente Lesebotschafter*innen aus den verschiedensten Bereichen für ihr Engagement in der Leseförderung gewinnen. Wir bedanken uns bei allen Prominenten, die uns tatkräftig unterstützt haben. Eine Übersicht aller Botschafter*innen finden Sie hier.
Die Stiftung Lesen ist aus dem 1976 gegründeten Verein Deutsche Lesegesellschaft hervorgegangen und 1988 gegründet worden. Als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts ist sie gemeinnützig. Hauptanliegen der Stiftung Lesen sind die Förderung des Lesens, der Lesemotivation und Lesekompetenz. Der Stiftungszweck ist im § 2 der Satzung wie folgt festgelegt:
„(1) Zweck der Stiftung ist die umfassende Förderung des Lesens in allen Bevölkerungskreisen sowie die Pflege und Erhaltung einer zeitgemäßen Lese- und Sprachkultur. Durch die Förderung der Lesefähigkeit und Lesegewohnheit sollen insbesondere die für die Entwicklung von Medienkompetenz notwendigen Grundlagen geschaffen werden.
(2) Zu den Aufgaben zählen im Besonderen die Förderung von Sprache und Lesen in
1. Elternhaus, Kindergarten und Schule,
2. der kulturellen Jugendbildung,
3. der Erwachsenenbildung.
(3) Aufgabe der Stiftung ist ferner die Durchführung und Förderung von Lese- und Leserforschung sowie von Kommunikationsforschung.”
Die Einnahmen betrugen insgesamt rund 9,8 Millionen Euro und lagen damit ca. 5 Prozent unter Vorjahresniveau (2021: 10,3 Millionen).
Sie setzen sich wie folgt zusammen: 9 Prozent der Einnahmen entstammen den Zuwendungen der Stifterratsmitglieder, rund 1 Prozent konnte über Spenden generiert werden, ca. 24 Prozent der Einnahmen entfallen auf Projektpartnerschaften und 60 Prozent sind Zuwendungen der öffentlichen Hand. Die Anzahl der Mitarbeitenden lag im Jahresdurchschnitt 2022 bei rund 48 Vollzeitäquivalenten (2021: 45 Vollzeitäquivalente).
Nach der Rücklagendotierung ergibt sich abschließend für das Jahr 2022 ein Bilanzgewinn in Höhe von 1.228.427,78 Euro (2021: 1.219.560,78 Euro).
Die Stiftereinlage einschließlich Zustiftungen betrug in 2022 wie im Vorjahr 5,4 Millionen Euro.
Der Jahresabschluss der Stiftung Lesen – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anlagenspiegel – wurde von der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Die Prüfung führte zu keinen Einwendungen. Der Bestätigungsvermerk vom 23. Mai 2023 liegt vor.
Den Finanzbericht für das Jahr 2022 finden Sie hier als PDF-Datei zum Download.
Alle Gremien und Beiräte der Stiftung Lesen auf einen Blick:
Ferner unterstützen uns außerdem auch die Wissenschaftliche Beratergruppe und der Qualitätsbeirat bei unseren Vorhaben.
Unseren zahlreichen Partnern möchten wir auch an dieser Stelle unseren herzlichen Dank für die äußerst konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit aussprechen!
Weitere Informationen zu unseren Partnern finden Sie hier.